3. ZSAA-Stutenleistungsprüfung auf dem Arabergestüt Rhön 13.09.2020
Gerade in diesen ganz besonderen Zeiten sind Augen und Gedanken auf Termine gerichtet, zu denen Freunde und Gleichgesinnte zusammenkommen können, um unsere schönen Arabischen Pferde zu erleben und sich von ihnen begeistern zu lassen.
Einer dieser Termine, an dem dank punktgenauer Vorbereitung alles passte, war erneut die diesjährige ZSAA-Stutenleistungsprüfung und Fohleneintragung auf dem Arabergestüt und Trainingscenter Rhön von Doris und Thomas Wehner. Organisation und Abwicklung lagen dieses Jahr nun in den Händen des auf der Anlage groß gewordenen Pferdewirtschaftsmeisters und Trainingsleiters Jonathan Marquardt, der für alle Fragen ein offenes Ohr hatte und stets die richtigen Worte für die teilnehmenden Pferde samt Reitern und Besitzern fand.
Die Anzahl der Beteiligten und Zuschauer war situationsbedingt begrenzt auf Reiter, Besitzer, Züchter, Mitwirkende. Die Mund-Nasen-Bedeckung in Stall und Halle und der nötige Abstand zum Nächsten ist auch hier keine Neuigkeit mehr sondern längst zum lästigen Selbstverständnis geworden. Dank hervorragender Organisation mit Anwesenheitslisten u.a. wurde Sorge getragen, jegliches Ansteckungsrisiko bereits im Keim zu ersticken.
Bewährt und gekonnt gerichtet wurde wieder von Ahmed Al Samarraie und Peter Pracht (ZSAA) sowie Dieter Schmiedel (LPO).
Vier Stuten traten zur Leistungsprüfung an, die sich gegenseitig an Rittigkeit und Vermögen zu übertreffen suchten. Darunter zwei Shagya-Araberstuten und zwei in den Regionalen Landesverbänden eingetragene Deutsche Reitpferde-Stuten.
Premiere war diesjährig ein sechsjähriger Wallach: King George – ein Anglo-Araber männlichen Geschlechts, Sohn des Shagya-Beschälers Kublai-Khan a.d. Burlay Bey-Tochter Salina. Er stand den Stuten in nichts nach, was Aufmachung, Rittigkeit und Springvermögen anbelangt.
Pünktlich um 10 Uhr eröffnete die charmante Nina Sh (Salazar S/Norma) das Freispringen mit drei gelungenen Durchläufen, in denen sie überlegt und mit viel Verve großes Vermögen verbunden mit guter Technik zeigte und direkt hoch einstieg mit 8,5 vergebenen Richterpunkten. Es war deutlich nachzuvollziehen, dass sie eine gewisse Höhe braucht, um ihre Fluglinie über dem Sprung optimal zur Geltung zu bringen.
Die im Hannoverschen Stutbuch eingetragene Bella, die 2. im Lot, kann ihren hohen Blutanteil mit den Vollblüter Likoto xx als Großvater nicht verleugnen. Für sie war die aufgebaute Sprungreihe ebenfalls kein Problem, wobei sie stellenweise etwas zu eifrig wurde und dann mit den Abständen nicht ganz hinkam. Der letzte Sprung, nach Erhöhung des Oxers, gelang ihr am besten und bewies ihr vorhandenes Vermögen.
Nach der 3. Stute Raffiniert aus dem Oldenburgischen Zuchtgebiet, die die Reihe sehr motiviert mit etwas zu hohem Tempo nahm, sahen die Anwesenden die 2. Shagya-Araberstute: die mit einer ZSAA-Prämie dekorierte, sehr gefällige Havanna A (Hadban XXVII-3/Patritzia ox v. Makjet) aus der Zucht von Sabine Körber im Besitz von Stefan Kehrmann. Im Freilauf vor den Sprüngen wusste die Zehnjährige bereits die Anwesenden auf sich aufmerksam zu machen. Mit in jeder Situation ausbalanciertem, großen Trab machte die aparte Braune sich ein Bild der Lage und bewies dann in der Sprungreihe vorbildliche Technik, eine aktive Nase am Sprung mit hervorragender Bascule. Sie nahm die Reihe auch nach der 3. Erhöhung des Oxers in Top-Manier und mit anhaltender Freude. Einstimmig belohnten dies die Richter mit einer 9,0 für diesen Teilbereich der Prüfung. Havanna A sorgte mit ihrer beeindruckenden Vorstellung für anhaltenden Applaus der Anwesenden.
Da hatte es der AA-Wallach King George als letzter des Feldes nicht leicht, diesem Vergleich standzuhalten. Doch auch er stellte ordentliches Vermögen gepaart mit taxierendem Blick für die Abstände unter Beweis und lieferte so eine durchaus gelungene Vorstellung, was die Richter mit der Wertnote 8,0 quittierten.
Im 2. Teil der SLP „Vorstellung unter dem Reiter mit anschließendem Fremdreitertest“, bei dem von den Richtern Noten für die Grundgangarten sowie die Rittigkeit vergeben werden, fielen eine ganze Reihe hoher Bewertungen in den Teilkriterien. Auch in diesem Bereich zeigten die teilnehmenden Stuten sich im Gesamtlot sehr gut vorbereitet mit einigen beachtlichen Spitzen. Die teilnehmenden Pferde bewegten sich mit geregelten Gängen und erkennbarer Durchlässigkeit bei gutem Bewegungsablauf.
Den Auftakt machte wieder Nina Sh und imponierte erneut mit ihrer verlässlichen Coolness, die sie besonders im Schritt bewies. Losgelassen, raumgreifend, mit genügend Fleiß, dabei stets im Takt bleibend vergaben die Richter hier die hohe Note 8,0 für ihren vorzüglichen Schritt. Auch im Trab enttäuschte sie nicht, sondern bewies auch hier raumgreifende, geregelte Bewegungen im Fluss mit Schwung. Sie holte sich die Reiterhilfen passend ab, so dass hier nach der Vorstellung die gleiche Note, die 8,0 stand. Der unheimlich sympathische Fremdreiterin Manon Kassner gefiel Nina SH aus dem Besitz von Dr. Sylvia Hagen, Gestüt an der Hainleite, ebenfalls gut unter dem Sattel, was sie mit 7,5 Punkten belohnte.
Insgesamt lieferte sie konstant gute bis sehr gute Leistungen ab, was für die Stute Nina Sh am Ende des Tages mit der Gesamtnote 7,8 das zweitbeste Ergebnis des Prüfungslots bedeutete.
Es folgte die Hannoveranerin Bella unter Jonathan Marquardt, der diese Rappstute im Vorfeld erst sechs Wochen unter dem Sattel hatte. Sie machte ihre Sache gut, der Reiter holte das Beste aus ihr heraus und die Anwesenden sahen ihre Grundgangarten geregelt und mit genügend Raumgriff. Mit einer gelungenen Galoppverstärkung schloss sie ihre Vorstellung ab und die Fremdreiterin fühlte sich sehr wohl auf dieser Stute, was sie mit einer 8,0 belohnte.
Die siebenjährige Oldenburgerin Raffiniert zeigte exzellente Bewegungen, was ihr die Höchstnoten 8,5 für Schritt und ihren hervorragenden Trab bescherten. Die Fremdreiterin schmolz dahin vor Begeisterung für dieses Pferd und vergab für die Rittigkeit der Stute Raffiniert die Höchstnote 10. Die außergewöhnlichen Gesamtnote 8,34 war die beste Note in diesem Prüfungslot.
Havanna A erwies sich unter dem Reiter ebenfalls sehr eifrig und leistungsbereit, nicht immer ganz ausbalanciert, aber stets mit viel Schwung und auch im Schritt später geräumig schreitend. Für ihren Schritt und auch für den Trab vergaben die Richter je eine 7,5, da sie sich z.B. taktklar und schön gelöst in der Dehnungshaltung zeigte, unter der Fremdreiterin war sie noch losgelassener und der Galopp wirkte besser gesprungen.
Last but not least sahen die Anwesenden nun King George, der sich in allen Gangarten durchweg gut zu bewegen weiß. Er bewies hervorragende Reitpferdequalitäten und es machte Spaß, ihm zuzusehen. Auch die Fremdreiterin griff hier wieder zur Note 8,0 da er sich „sehr schön reiten lässt und immer an der Hand bleibt“.
Mit 7,6 erhielt er die dritthöchste Gesamtnote des Tages.
Nach einer kurzen Mittagspause folgte mit der Musterung, Bewertung und Eintragung der diesjährigen Fohlen ein weiteres Highlight der Veranstaltung.
Der Vater der nachfolgenden vier Fohlen, der siebenjährige Javino, in Österreich vom Gestüt Hoppenberger gezüchteter Jussuf 911 (Jelzin)-Sohn a.d. Graf Sandor-Tochter Alien, stellt in seinem ersten Fohlenjahrgang seine herausragende Qualität deutlich unter Beweis – alle Fohlen wurden mit einem * oder sogar zwei ** prämiert!
Die vier Fohlen vom Jungbeschäler des Arabergestütes Rhön zogen alle Blicke auf sich:
HF Agrisius aus der Anatefka von Cimarron, **Prämie
HF Bosanova aus der Bashra von Puschkin, *Prämie
HF Alegro aus der Ashley von Galan, *Prämie
SF Oana aus der Olivia von Puschkin, *Prämie
Die Mutterstute Bashra (Puschkin aus der Bagiera von Jeremias) des Gestüts, wurde als Verbandsprämienstute eingetragen.
Ebenfalls angetreten war die Stute Piyada A ox (Ghamin/Parba) mit ihrem Fohlen von Spirit of Colour. Dieses edle Stutfohlen wurde auch mit einer Zweisterne Prämie ausgezeichnet.
Fenicio B. Kettel-Symann